Kochsternstunden Lillii Stein

Als ich durch die Küche kroch, in mei'm Magen war ein Loch,
Plautzte plötzlich hinter mir so ein Deckel vom Scharnier!

Schön aus Messing, auf die Fliesen, meine Augen wurden Riesen,
WAS, schrie ich in kreischend Tönen durch das ohrnbetäumde Dröhnen,

Wollte noch die Schüsseln schnappen – KLATSCH, lag auf mir drauf ein Lappen!
Blind geworden rannt ich los – war das unterm Fuß ein Kloß?!


Als auch noch die Soße kippte und ich in die Ecke slippte.  
Mit dem größten Tellerkrachen plautzte mir ein Steack in' Nacken.

Drüben lief die Suppe runter, alles immer kunterbunter,
Und auf unbekannten Wegen flogen Himbeer'n mir entgegen.

Ich, zog fix den Nischel ein, wollt' nicht ausseh'n wie ein Schwein!
Doch, zu spät, das war vorbei – auf der Bluse: Spiegelei.


So, mein Hunger war passé bei dem Hühnerfrikassé.
Also ließ ich's einfach Klirren. SINNLOS, so hier rumzuirren.

Und bei selbstmitleid'schem Jammer schleppt' ich mich zur Besenkammer.
Schrubber, Eimer und ein Föhn, dann ist wieder alles schön!

Dacht' ich mir in meinem Kopfe, als es an die Kammer klopfte.
Nee. Das ist doch jetzt nicht wahr!, hört' ich schon den Kommentar.


Panisch rannte ich hinaus – vor der Tür, zu meinem Graus,
Stand der Küchenchef persönlich. Schaute drein: doch recht gewöhnlich.

In der Küche war der nicht – das säh' ich an sei'm Gesicht.
Doch zu meinem großen Schrecken tat er sich gen Küche recken!

Schnell und schlau rief ich ihm zu: Halt, Moment, was machst denn du?
In die Küche kannst du nicht! Ich kreiere ein Gericht!


Tja, da war's auch schon zu spät, als er um die Ecke späht.
Und das Kochgesicht entgleiste, während er die Schürze schmeißte.

Mist, das war jetzt blöd gelaufen. Schnell lief ich zum Tellerhaufen,
nahm den Löffel und den Brei und mein kleines Spiegelei.

Schau mal, hier, das ist doch Kunst!, warb ich nett um seine Gunst.
Tröpfelte noch etwas Soße raus aus der Tomatendose.


Und da kam mir die Idee, denn ich bin ein Fuchs, jucheee!!
Kennst du Warhol und die Drucke? Die mit der Tomatensuppe?

Die haben mich inspiriert. Hab ich schon mal draufgeschmiert.
Pop Art ist ein Kunstgebiet. Passt auch gut zu meiner Suite!

Der verdrehte glatt die Augen, ich würd' ihm die Nerven rauben!
Hatte er doch frisch geputzt – und ich alles grob verschmutzt.


Während ich noch nebenbei streute Blätter übers Ei,
setzte ganz perfekte Kleckse, mit den' ich vorm Chef rumflexte.

Lilli, stopp! Das geht so nicht – schließlich ist das ein Gericht!,
Stöhnte er ganz nerventot. Mein Gesicht wurd' puterrot.

Anscheind war ich aufgeflogen, hatt die Dos' schon aufgehoben,
Da schnappt' er sie mir flux weg – und setzt einen Riesenfleck!


Und verstrich mit einer Gabel jenen Klecks zu ner Art Schnabel.
Dass in ganz verschiednen Farben plötzlich Formen mich umwarben.

Mensch, das sah doch klasse aus! Das ist Kunst, das seh ich auch!,
Rief ich ihm begeistert zu – doch der hörte gar nicht zu!

Schnappe sich den nächsten Teller, Pinselstriche wurden schneller,
bis er mich letztendlich fragte ob mir jenes 'Bild' behagte.
 

Kochsternstundenmenü


Traumhaft, das war wirklich toll gab ich gleich zu Protokoll!!
Das mussten die Gäste seh'n – war ja fast schon erogen!

So wurd aus mei'm klein' Faux-Pas schon wieder ein echter Star
präsentiert in 3-4 Runden bald nun zu den Kochsternstunden!

Pop Art nennt sich das Menü. Ja, ein wahres Bellevue.
Das ist Kunst – und das kann weg! Nehmt dafür doch das Besteck. ;-)